Perfekte Eltern? Wie der Idealismus von Kind zu Kind schwindet ;-)

Eltern-Idealismus

Eins ist mir in den letzten Monaten klar geworden: zwei Kinder zu haben ist anstrengender als eines 😉 Überraschung!
Und so manches Konstrukt, das man sich aus früheren Zeiten bei einem Kind stolz noch erhalten konnte oder neu aufgebaut hat, bricht bei zweien dann zusammen wie ein Kartenhaus.
Bei welchen Themen sich das bemerkbar macht? Hier ein Auszug meiner Beobachtungen:

BEIKOSTSTART:

Mum-of-one (nach 2 Stunden in der Küche): „Sieh mal Mäuschen, hier sind deine salzfreien Zucchini-Hirse-Stangerl mit Kräuterpesto und Safran-Kürbis-Risotto on the side!“
Mum-of-two (Pizza wurde eben geliefert, kurzer Blick auf`s Baby…): „Mal beißen?“

ZUCKER:

Mum-of-one (im Eissalon, zum Mann): „Um Gottes Willen, du kannst ein Baby doch kein EIS kosten lassen?!“
Mum-of-two: „Ui schau wie süß, er isst sogar das Stanitzel vom Schokoeis!“

REGELMÄSSIGKEIT:

Mum-of-one (8.00 Uhr, 10.30 uhr, 12.00 Uhr, 14.30 Uhr, 18.00 Uhr): „Regelmäßige Essens- und Schlafzeiten sind extrem wichtig für Kinder!“
Mum-of-two (18.30 Uhr): „Jössas, ich hab ja heute ganz vergessen, das Baby zu füttern – wo ist ein Gläschen?! Keins da? Wurscht…“ (packt zum 10. Mal heute den Busen aus)

FERNSEHEN:

Mum-of-one: „Ein kleines Kind vorm Fernseher zu parken geht gar nicht! Wir können doch auch Bücher gemeinsam lesen, Zug spielen, malen…“
Mum-of-two (eins davon plärrend vor Müdigkeit, das andere singend am Bett herumspringend): „Du magst nicht zuuuufällig eine Folge Pumuckl schauen?“

SAUBERKEIT:

Mum-of-one (täglich): „So, jetzt waschen wir noch die Ohren, zwischen den süßen Zecherln und ordentlich das Gesichtchen….“
Mum-of-two (stirnrunzelnd die Hautfalten am Hals des Babys begutachtend): „War das Baby diesen Monat eigentlich schon in der Wanne?“

SICHERHEIT:

Mum-of-one (beim Handling des Babys, sich selbst instruierend): „So, gaaanz vorsichtig, immer das Kopferl gut abstützen, schön langsam – ups, das war vielleicht ein bisserl fest, hab ich dir wehgetan?!“
Mum-of-two (kurz vom Küchentisch aufschauend, zum älteren Kind): „Nicht auf dem Baby herumspringen!!“

ERNÄHRUNG:

Mum-of-one (vor McDonalds): „Dass so viele Eltern mit ihren Kindern da reingehen, verstehe ich echt nicht! Frisch kochen ist doch kein Aufwand!“
Mum-of-two (im McDonalds): „Bitte sehr mein Baby, da hast du 3 Pommes von deinem Bruder!“

WOCHENENDAUSFLUG:

Mum-of-one (vor dem berstend vollen Kofferraum): „Haben wir den Extra-Koffer mit den Stoffwindeln, die Krabbeldecke, den Schlafsack, 7 Garnituren Wechselgewand, die Kiste mit dem Spielzeug, den Trinklernbecher, die Babycreme, das vorgekochte Essen und den halben Hausrat dabei?“
Mum-of-two (ein paar Papierwindeln achtlos in den Kofferraum werfend, Seitenblick zum älteren Kind): „Warum hast du eigentlich keine Unterhose an?“

ABENDGESTALTUNG:

Mum-of-one (zum Mann): „Klar kannst du heute abend weggehen – wir müssen ja nicht beide zuhause rumsitzen!“
Mum-of-two (große Augen, Angst, nein Panik macht sich breit): „Waaaas, du musst eine Stunde weggehen?!“

BEIM KINDERARZT:

Mum-of-one: „Kann ich, darf ich, soll ich, kann er , soll er, darf er,….etc. etc.“ (tausend Fragen)
Mum-of-two (auf die Frage, ob das Baby eh noch regelmäßig die Oleovit-Tropfen bekommt): „Öhhhh… jaja, sicher!!“ (schlechtes Gewissen, fieberhaft überlegend, wo das Flascherl zuletzt gesichtet wurde)

MOTORISCHE ENTWICKLUNG:

Mum-of-one: „Ich kann`s kaum erwarten bis er krabbelt!“
Mum-of-two (verstohlen den Popo des Babys wieder runterdrückend, innerlich betend): „Bitte noch nicht krabbeln anfangen, bitte noch nicht krabbeln anfangen,…“

FAZIT: Vielleicht sollte man besser kein 3. Kind bekommen 😉
Wobei, neulich sagt meine Mutter so zu mir: „Siehst du, und du warst unsere Dritte. Da war uns dann schon alles wurscht.“
Hm, ich hab meine Kindheit eigentlich recht entspannt in Erinnerung, und ich finde aus mir ist durchaus „was geworden“. Vielleicht schadet so ein bisserl Wurschtigkeit also nicht?! 😉

11 Dinge, die du deinem 2-jährigen Kind NIEMALS antun solltest

Autonomiephase/ Trotzalter

Nichts beschäftigt uns Eltern so sehr wie die Angst etwas zu tun, das unser Kind nachhaltig traumatisieren könnte.
Daher hier heute meine Top 11 – Dinge, die du deinem 2-jährigen Kind NIEMALS antun solltest:

  1. Das Frühstücksbrot in der Mitte durchschneiden. Hallooo?! Das ist dann ja kaputt!
  2. Dem Kind erklären, dass man das Brot nicht mehr kleben kann. Das kann einfach nicht sein. Mama MUSS einen Weg finden.
  3. Ein Stück vom Keks abbrechen. Dieselbe Problematik wie in Punkt 1+2.
  4. Das mit Essensresten angesudelte Wasser ungefragt wegschütten und dem Kind ein frisches Glas hinstellen. Es wollte das grausliche Wasser. Frisches Wasser ist blöd.
  5. Dem Kind die Unterhose ohne aufgedruckten Bagger anziehen. Bagger ist essentiell.
  6. Das Kind sauber halten wollen. Körperpflege ist total überbewertet. Sei es Haarewaschen, Gesicht abwischen, Zähneputzen oder Nägelschneiden – alles uncool.
  7. Ihm die Windel wechseln. Egal wann, egal wie, egal wo, egal wie voll. Es ist einfach nur lästig.
  8. Dem Kind verbieten, vor dem Frühstück Zuckerl zu essen. Gemeinheit!
  9. Das Gesichtchen mit Sonnencreme* einschmieren. Wuuuääähhh! Wenn, dann will es das nur heimlich selbst tun, vorzugsweise mit einem ganzen Fläschchen von Mamas teurer Kosmetik*. Juhuuu!
  10. Dem Kind bei etwas helfen, das es selber tun wollte. Es – ist – einfach – nur – FALSCH!
  11. Eine leere Schachtel auf den Boden stellen. Ja, darüber rätsele ich selbst auch noch 😉

Na wer von euch kennt das noch?
Und wer jetzt noch einen ernsthaften, wirklich guten Artikel zum Thema „Autonomiephase“ bzw. „Trotzalter“ lesen möchte, dem lege ich diesen hier ans Herz: „Trotzphase – Umgang mit Wutanfällen in der Autonomiephase“.
Viel Spaß mir euren Zornbinkerln ❤

*übrigens alles zu haben in meinem Shop 🙂 (WERBELINK)

„Bin ich unzulänglich?“ Gedanken einer Mutter ODER Vom ewigen Vergleichen

Mama und Baby am Strand

„Mein Baby hat mit 5 Wochen durchgeschlafen.“
Bäm. Zunächst großes Erstaunen meinerseits. Und ehrliches Interesse: wie dies überhaupt möglich sei?
Die Antwort lässt mich mehrere Tage nicht mehr los: es wäre harte Arbeit gewesen herauszufinden was das Kind brauche, aber ab dann hätte es geklappt.

Als mir auffällt, dass meine Gedanken immer wieder um diesen Satz kreisen, beginne ich zu hinterfragen woran das wohl liegt. Und des Rätsels Lösung ist schnell gefunden: weil ich mich durch diese Aussage unzulänglich fühle. Tief in mir ist ein Türchen aufgegangen, und dort hat sich dieser nagende Gedanke eingeschlichen: Ich gebe meinem Baby wohl nicht was es braucht. Offenbar ist es mir auch nicht möglich herauszufinden was das überhaupt sein soll.
Und dieser gemeine Gedanke beschleicht mich, obwohl ich genau weiß, dass ein mit wenigen Wochen durchschlafendes Baby ungefähr so häufig ist wie Schneefall in der Sahara, und ich den Eltern diesen Jackpot aus tiefstem Herzen gönne. Das, obwohl ich es für völlig normal halte, dass Kinder in den ersten Jahren nachts aufwachen und ihre Mama oder ihren Papa brauchen. Das, obwohl ich überhaupt kein Problem damit habe, dass mein Baby mich momentan mehrmals pro Nacht weckt, und ich davon ausgehe, dass dies auch in den nächsten Monaten so bleiben wird. Eigentlich. Denn trotz dieser Einstellung, trotz dieses Wissens: hört man so einen Satz, kiefelt man plötzlich doch dran.

„Meine Anderthalbjährige ist sauber. Ich habe ihr das von Anfang an so angewöhnt, und jetzt setzt sie sich schon von selber auf den Topf, wenn sie muss.“
Da ist es wieder, dieses leise Gefühl der Unzulänglichkeit.

„Ich fand die Geburt wunderbar harmonisch. Ich hatte mich innerlich so gut darauf vorbereitet – ich habe mich dabei gefühlt wie eine starke Göttin!“
Definitiv unzulänglich.

„Kinder brauchen für ihre Entwicklung viel frische Luft, deshalb sind wir jeden Tag 2 Stunden draußen, egal bei welchem Wetter!“
Bin wohl nicht nur unzulänglich, sondern auch ein faules Stück.

„Mein 2-Jähriger ist im Restaurant immer beim Tisch sitzengeblieben und hat gemalt oder Pixiebücher angeschaut.“
Zack, unzulänglich!

Jetzt ist es ja nicht so als würden uns diese Eltern sowas absichtlich erzählen um uns ein Gefühl der Unzulänglichkeit zu vermitteln. Und ich wette ich habe selber schon einige solcher Sätze von mir gegeben und unbewusst ähnliche Gefühle in meinem Gegenüber ausgelöst. Man ist stolz, freut sich einfach oder erwähnt lediglich nebenher etwas dem man selbst gar keine Bedeutung beimisst.

Aber Hand auf`s Herz: wir Mütter sind schon eine hypersensible Spezies mit Hang zu Perfektionismus und überhöhten Ansprüchen an uns selbst. Und da können wir uns noch so sehr sagen, dass jedes Kind anders ist und Vergleichen nix bringt, und dass eh alles normal und bestens ist – das Gefühl der Unzulänglichkeit bekommen wir zum Mutterdasein wohl gratis dazugeliefert, die einen mehr, die anderen weniger, mal häufiger, mal seltener, teils gibt es uns heftig zu denken, teils ist es uns schnell wieder wurscht. Je nach Tagesverfassung, Schubstatus und Schlafdefizit 😉

So weit, so normal. Spannend wird`s aber, wenn man analysiert, wie wir unterschiedlich auf das aufkeimende Gefühl der Unzulänglichkeit reagieren. Ich beobachte zumindest 4 Typen:

  1. Verleugnung bzw. Verdrängung: Wir sind super gechillt. Andere Eltern machen es anders als wir? Na und? Kind X kann schon dieses und Kind Y jenes? Pffff, uns total wurscht, unser Kind ist sowieso das tollste. Henri ist 2 und wird bis heute zuckerfrei ernährt und hatte noch nie Fast Food? Coole Sache, halten wir aber bei unserem Kind in dieser Konsequenz nicht für notwendig.
    Tun wir auch tatsächlich nicht. Wir sind gute Eltern. Wir sehen Erziehung nicht als competition, völlig egal, ob es um die aufwändigst gestaltete Geburtstagsparty,  die pädagogisch wertvollsten Ausflüge oder gesunde Ernährung geht.
    Aber dennoch – wir ertappen uns in kurzen Momenten dabei, uns zu fragen, ob wir unser Kind nicht vielleicht doch nicht ausreichend gesund ernähren? Wir nicht dizipliniert genug sind? Nicht unser Bestes geben gar?
    Und schieben diesen zutiefst unangenehmen Gedanken natürlich sofort wieder weit weg.
    Oh ja, wir kennen es, das Gefühl der Unzulänglichkeit – wir geben es nur richtig, richtig ungern zu, denn wir sehen uns ja als die Superentspannten.
    Aber wäre es nicht vielleicht heilsamer, sich der Sache offen zu stellen? Das Gefühl bewusst zuzulassen anstatt so zu tun als wäre es gar nicht da? Miteinander darüber zu reden?
    „Hey, mir geht`s genauso wie dir, ich bin unsicher, habe Zweifel, befürchte immer wieder etwas falsch zu machen“ – denn ein Kind in die Welt zu setzen, das ist eine große Verantwortung, da kann man`s schon mal mit der Angst zu tun kriegen… und letztendlich ist es für jeden eine Achterbahnfahrt, bei der man viel durch Versuch und Irrtum lernt, Dinge ausprobiert, sie wieder verwirft und letztendlich vielleicht ganz anders händelt als man sich das ursprünglich vorgestellt hat.
  2. Spott und Häme: eigentlich fänden wir es toll, wenn unser Kind auch wenig bis gar keinen Zucker essen würde, denn wir lieben den Gedanken, dass unser Kind bereitwillig die Karotte dem Schokoriegel vorzieht. Ist aber nicht so. Und jetzt kommt da jemand, der (unabsichtlich) vermittelt: „Es ist möglich, mein Kind ist der lebende Beweis – IHR habt es eben vermasselt.“
    Das fühlt sich natürlich einigermaßen uncool an. Was wir daraufhin machen? Das, was wir als Menschen besonders gern machen, wenn uns jemand den Spiegel vorhält und eventuell einen wunden Punkt erwischt: Wir machen uns lustig und ziehen das Thema ins Lächerliche. Natürlich auf Kosten der Supereltern – schließlich haben diese uns unsere Unzulänglichkeit bewusst gemacht, das gehört bestraft.
    „Haha, Henri kriegt sicher noch mit sieben eine Geburtstagstorte aus Pumpernickel, serviert auf einem Ethno-Bast-Teller von der hanfpatscherl-beschlapften Mama, nicht zu vergessen die Schutzbrille, die er beim Ausblasen der handgezogenen Bienenwachskerzen tragen muss.“
    Aber wäre dieser Spiegel nicht eher eine Gelegenheit, nochmals unsere eigenen Motive zu prüfen? Uns eventuell dazu zu inspirieren, unsere Einstellung zu hinterfragen? Um dadurch in unserem Tun bestärkt hervorzutreten, oder – auch das soll`s geben – es zu überdenken?
  3. Trotz und Abwehr: auch sehr beliebt. Henri kriegt keinen Zucker? Um erst gar keinen Zweifel an der eigenen Erziehungskompetenz aufkommen zu lassen, wird die Flucht nach vorne angetreten: fast stolz und etwas zu laut bezeichnen wir uns scheinbar selbstbewusst als Bad Mom. Ja, man sei eben eine Rabenmutter, weil man dem Kind auch schon mal morgens im Buggy die Milchschnitte in die Hand drücke, und den Einkaufskorb voller Süßkram habe, wenn man es später vom Kindergarten abhole.
    Um jegliches Gefühl der Unzulänglichkeit von vornherein von uns abprallen zu lassen, propagieren wir einfach das absolute Gegenteil. Damit die Mamas der Henris uns ja nichts anhaben können.
    Aber wäre es nicht schön, wenn wir dazu fähig wären, uns selbst konstruktiv zu kritisieren? Wenn wir lernfähig blieben anstatt auf stur zu schalten? Wenn abweichende Lebensmodelle nicht Abwehr in uns auslösen würden, sondern uns bereichern würden?
  4. Angst und Sorge: Das Gegenteil der Bad Moms. Henri kriegt keinen Zucker? Machen wir längst so! Und zur Sicherheit auch gleich laktosefrei, und wenn wir schon dabei sind, kübeln wir auch noch Gluten.
    Alles, was das Kind betrifft, recherchieren wir zunächst stunden-, nein tagelang im Internet. Macht diese Creme Krebs? Schadet jenes Hobby der Hirnentwicklung? Ist das Spielzeug aus in Europa gewachsenem, nachhaltigem Holz? Dürfen wir unser Kind noch loben? Unser Kleinkind hat neulich dem Kindergartenfreund eins über die Rübe gezogen? Um Gottes Willen, lieber gleich zur Psychologin gehen!
    Wir lesen Studien über die Auswirkungen von Fernsehen und Social Media auf Kinder, diskutieren darüber ob Töpfchentraining noch zeitgemäß ist, und sorgen uns um jegliche potentielle Gefahrenquelle.
    Wir wollen ALLES richtig machen, immer und ausschließlich. Auf das Gefühl der Unzulänglichkeit reagieren wir mit Perfektionismus – aber dieser drängt uns unweigerlich ins mütterliche Burn-Out. Sollen wir jedes Mal tagelang depressiv sein, wenn wir unsere Kinder beim Spielen am Tablet erwischt, sie eine ganze Tafel Schokolade gegessen oder wir uns mal im Ton vergriffen haben? Sollen wir uns jedes Mal Sorgen um die Zukunft der Kinder machen, wenn die lieben Kleinen eine Stunde vorm Fernseher sitzen anstatt mit der Brio-Eisenbahn zu spielen? Sollen wir jedes Mal innerlich ein vor Angst triefendes Fass aufmachen, wenn mal IRGENDWAS nicht so läuft wie das Idealbild in unserem Elternhirn?
    Guess what: mit Kindern läuft selten alles perfekt. Sollten wir es dann nicht doch mit etwas mehr Entspannung versuchen? Unser Kind wird nicht gleich sterben, weil es ab und zu einen Keks mit Palmöl erwischt. Es wird nicht unweigerlich zum Sozialfall, weil es auch mal gern ein Youtube-Video anschaut.
    Unser Wunsch, nur das Beste für das Kind zu wollen, in Ehren: es ist gut, dass wir uns informieren und vieles kritisch hinterfragen, aber ganz ehrlich: manchmal machen wir uns einfach nur narrisch. Achten wir darauf, nicht vor lauter do`s und dont`s das Gesamtbild aus den Augen zu verlieren. Denn ein Kind, das viel draußen spielt und gerne Bücher anschaut, wird nicht motorisch und geistig verkümmern, wenn es ein paar Minuten am Tag am Handy herumwischt. Atmen wir also durch – kein Grund uns unzulänglich zu fühlen.

    Kennt ihr das Gefühl der Unzulänglichkeit als Mutter? Und wie geht ihr damit um?  Ich persönlich finde es ja total unnötig, sich dahingehend Stress zu machen. Ich WEISS, dass ich nicht unzulänglich bin (zumindest nicht mehr oder weniger als alle anderen 😛 ). Trotzdem poppt das Gefühl dann und wann auf.
    Und wie ist das mit den Vätern? Nehmt ihr tatsächlich alles lockerer? Oder seid ihr in Wirklichkeit einfach nur Meister im Verleugnen/ Verdrängen 😉 ?

    Ich selbst bemühe mich nach dieser Erkenntnis darum, auf das Gefühl der Unzulänglichkeit wie Typ Nr. 5 zu reagieren: mit liebevoller Akzeptanz ❤

Wochenbett beim 1. und beim 2. Kind – das wird anders!

Baby und Kleinkind

Könnt ihr euch noch daran erinnern, als ihr euer erstes Baby nach Hause gebracht habt? Wie ihr auf Zehenspitzen durch die Wohnung geschlichen seid, um den schlafenden Schatz nicht zu wecken? Bei jedem Mucks besorgt in den Stubenwagen äugend? Wie ihr nachts beim ersten Anzeichen einer Unruhe sofort hellwach wart? Ihr euch und das Baby zum nächtlichen Stillen aufwändig auf Pölstern und Stillkissen gelagert habt und kein Auge mehr zutatet, bis das Kind pappsatt von eurer Brust und wieder in tiefen Schlaf gefallen war? Besuch wusch sich noch vorm allerersten Blick  auf den Neuankömmling die Hände, alle machten dauernd: „Psssst“ und trauten sich gar nicht dieses zarte Geschöpf hochzunehmen, könnte es doch brechen wie ein rohes Ei. Menschen mit dem leichten Anflug eines Schnupfens wollten die Wohnung erst gar nicht betreten, sollten doch Keime von dem ungeübten Immunsystem möglichst ferngehalten werden. Schnuller, die auf den Boden gefallen waren, und andere Babyutensilien wurden ausgekocht oder zumindest vor nächstem Gebrauch sorgfältig abgewaschen.
Wisst ihr noch, wie ihr tagsüber mit eurem Baby am Bauch auf der Couch geschlafen habt, im Hintergrund der leisen Klassik-Compilation für Babys lauschend? Wie ihr beim Stillen eurem Baby tief in die Augen geschaut und dankbar dabei zugesehen habt, wie es dabei seelenruhig einschlief?

Stimmt ja, so war das also damals. Zur Zeit habe ich hier ein 6 Wochen altes Baby und einen 2 1/2-Jährigen mit immer schmutzigen Fingern zuhause. Mit denen fährt er vorzugsweise dem kleinen Bruder wahlweise ins Auge oder in den Mund. Als wir von der Entbindung nach Hause kamen, erwartete uns ein dauerhustendes Kind mit einer eitrigen Bindehautentzündung, ein Mitbringsel aus dem Kindergarten. Soviel zum Thema Keime.
Schläft das Baby im Stubenwagen, wird garantiert entweder die Kindertrommel direkt daneben in Betrieb genommen oder lauthals „Die Räder vom Bus drehen sich rundherum“ geplärrt. Während dem Stillen ist man meist nebenher damit beschäftigt, eine Unterhose hochzuziehen, eine Rotznase abzuwischen oder „Nein, leg das wieder hin, das ist gefährlich“-rufend hinter einem kichernden Energiebündel herzurennen, das Baby am Arm balancierend, immer darauf bedacht, dass dem Würmchen die Brustwarze nicht aus dem Mund rutscht.
Was ich mache, wenn wir schlafend auf der Couch liegen? Ich verstehe die Frage nicht – tagsüber schlafen?? Nie davon gehört. Sollten wir jedoch mal zumindest stillend auf der Couch liegen, kraxelt ein kleines Etwas über uns drüber, und ich bemühe mich darum, dass kein Haxen im Gesicht des Babys landet. Daneben Dauerbeschallung durch irgendein Plastikklumpertspielzeug, die folgende 3 Fragen in mir aufkeimen lässt:
Wer denkt sich eigentlich diese grenzdebilen Texte aus („Bananen machen mich stark, auch für den Park“)? Wie fühlt sich wohl ein ausgebildeter Sprecher oder Sänger, der diesen Blödsinn einsingen muss? Und zum Henker: was haben diejenigen, die diese batteriebetriebenen blinkenden und lärmstiftenden Spielzeuge entwickeln, eigentlich gegen uns Eltern?!
Beamt sich der kleine Knopf grade beim Stillen weg, fällt dem Älteren nichts Besseres ein, als direkt neben dem kleinen Babyohr ein fröhliches Quietschen loszulassen. Weint das Brüderchen daraufhin, wird versucht es zu trösten: mit nicht allzu sanftem „Tanzenlassen“ des Armes (aka wildes Herumreißen), Streicheln des Kopfes (wobei manchmal oben genannter Finger im Aug` landet) und unzähligen Bussis (manchmal gar leidenschaftlich).
Ist das Gefühl der Liebe übermannend, möchte der  2-Jährige das Baby unbedingt auf dem Schoß halten, selbstverständlich alleine und ohne Hilfe, eine Hand krallt sich in den Bauch, die andere drückt das Köpfchen gegen den eigenen Körper. Ist die Liebe zu einem Keks übermannender, wird der Bruder mir nichts dir nichts runtergeschubst.
Macht das Baby einen unzufriedenen Mucks, hört man es eventuell zunächst mal gar nicht, immerhin steht man grad mit dem älteren Kind nach einem gröberen Windelunfall unter der Dusche, oder ist mit Nägelschneiden beschäftigt, was so lautes Gebrüll auslöst, dass das zarte Plärren des Babys glatt untergeht.
Generell lässt die Reaktionsfähigkeit nach – nachts wacht man nicht schon beim ersten unzufriedenen Schnaufen auf, sondern erst, wenn das kleine Bündel neben einem schon einigermaßen empört ist. Großartige Umbauaktionen mit Stillkissen & Co.? Vergiss es, das muss so nebenher im Liegen gehen, damit man in dem Moment weiterschlafen kann, in dem das Andockmanöver erfolgreich war.

Was man daraus lernt? So ein Baby hält mehr aus als man denkt. Und: wie gut dass wir schon in Ruhe mit Baby Nr. 1 üben konnten 😉 – denn auch wenn man einerseits das Gefühl hat, alles wieder vergessen zu haben, findet man doch schnell wieder in eine Routine und tut vieles intuitiv (wobei diese „Intuition“ wahrscheinlich in Wirklichkeit Erfahrung ist). Und das entspannt – trotz aller Turbulenzen.
Ich muss dann mal gehen: mein Kleinkind versucht gerade dem Baby den vorher genüsslich im Kakao gewälzten und dann abgeleckten Schnuller in den Mund zu stopfen. So long…

Was passiert eigentlich nach der Geburt? 7 Dinge, die dir keiner verrät (die du aber echt gerne vorher gewusst hättest)

Wochenbett

Wochenbett.
Eigentlich toll – bedeutet es doch, dass du den ganzen Tag im Pyjama herumliegen und schlurfend durch die Wohnung stapfen darfst. Von Besuch kannst du ohne schlechtes Gewissen verlangen, Pizza mitzubringen. Den Kuchen futterst du zur Hälfte alleine auf. Deinen Mann schickst du zum Einkaufen. Und wenn du dich doch mal selbst zur Drogerie um die Ecke rausbewegst, ziehst du einfach schnell die Stiefel über die Schlafanzughose, scherst dich nicht die Bohne um dein zerzaustes Kopfhaar und knallst deinen einzigen Einkauf – 3 Jumbopackungen Binden (extra-secure) – selbstbewusst aufs Förderband.
Im Wochenbett ist dir das alles irgendwie wurscht. Du bist nämlich damit beschäftigt, mit diesem süßen kleinen Wesen zu kuscheln, an seinem Kopferl, dem kleinen Mündchen und den knubbeligen Zehen zu riechen. Duftet alles wie der Himmel.

Der Wochenbetthimmel kann aber gestört werden durch gewisse Umstände, die irritierend bis erschreckend sein können. Das beginnt schon direkt nach der Geburt im Krankenhaus, wo mir aufgefallen ist, dass das Personal zwar lieb und nett ist, aber fast knausrig mit den ihm zur Verfügung stehenden Informationen umgeht (so quasi: was man nicht selber fragt, erfährt man auch nicht). Unter Umständen fällt das unter eine gewisse Betriebsblindheit, da für eine Hebamme oder eine Kinderkrankenschwester wahrscheinlich vieles dermaßen alltäglich und selbstverständlich geworden ist, dass sie darüber ganz vergisst, dass eine „neue“ Mama eine Laiin auf dem Gebiet ist (und wie soll man selbstständig nach etwas fragen, von dem man gar nicht weiß, dass es existiert?).
So passieren einer Jungmutter bereits auf der Geburtenstation erstaunliche Dinge, und auch die ersten Wochen zuhause halten noch die ein oder andere Überraschung bereit.

Nachdem ich zur Zeit schon zum 2. Mal in meinem Leben „Wöchnerin“ sein darf, und ich daher überall mit den Worten: „Ach, Sie sind ja ohnehin schon eine erfahrene Mama!“ empfangen (und nicht-informiert) werde, möchte ich euch gerne an diesem reichen Schatz der Weisheit, der die Geburt bereits eines einzigen Kindes offenbar mit sich bringt, teilhaben lassen.

Tatsächlich muss ich aber ganz unironisch zugeben: beim 2. Kind läuft es wirklich um einiges entspannter ab. Hängt man beim 1. Kind noch permanent auf Google, denkt man sich bei Nummer 2 schon nix mehr dabei – und macht einfach mal intuitiv drauf los.

Damit auch du es locker angehen kannst, erzähle ich heute von 7 Dingen, die dich nach der Geburt erwarten (können). Wer nicht demnächst ein Kind zur Welt bringt und was Körperflüssigkeiten angeht etwas schwache Nerven hat, liest jetzt einfach nicht mehr weiter. Es wird nämlich unter anderem blutig.

1. (Aus-)Geburt der Schönheit?

Als meine Mutter in den 70-er Jahren ihr erstes Kind gebar und mein Vater – seines Zeichens Arzt und daher an den Anblick gewöhnt – ihr freudestrahlend ihren in seinen Augen wunderschönen Sohn präsentierte, meinte sie nur verschüchtert bis entgeistert: „Was? DER gefällt dir?!“
Jetzt würde man meinen, heutzutage, wo diese Dinge recht offenherzig in den Medien gezeigt werden, sollte es mittlerweile bei allen zukünftigen Eltern bekannt sein, dass so ein Neugeborenes, das sich eben noch durch einen engen Geburtskanal gequetscht hat, im ersten Moment nicht unbedingt das rosig-pausbackene, engelsgleiche Wesen ist, das uns aus der Werbung entgegengluckst.
Dennoch kenne ich – ohne Namen nennen zu wollen – Menschen, die im Augenblick der Geburt ihres ersten Kindes den Schock ihres Lebens erlitten haben, da sie aufgrund der bläulich-violetten Farbe, dem zerbeulten Köpfchen und den hautigen, blutig-schmierigen Falten, in denen sich irgendwo ein kleines Menschlein versteckt hielt, für kurze Zeit der Überzeugung waren, eben Vater eines schwer behinderten Kindes geworden zu sein.
Zum Glück „entfalten“ sich die Kleinen recht schnell – und innerhalb kurzer Zeit offenbart sich euch die wahre Schönheit eures kleinen Wunders.

2. Die Plazenta – jetzt wird`s blutig

Wer gedacht hat, mit der Geburt des Babys wäre alles erledigt, hat sich geschnitten – tatsächlich muss auch der Mutterkuchen noch geboren werden, der zum Zeitpunkt, an dem dein Baby schon längst auf deinem Bauch liegt, noch an der Nabelschnur hängend im Mutterleib verbleibt, und der nach einigen Minuten – verbunden mit mehr oder weniger starken Nachwehen – herausgepresst werden muss. Bei mir verlief das beide Male vergleichsweise unspektakulär mit einem Geräusch, das ich anschaulicherweise als lauten „Flatsch“ bezeichnen würde – umso spektakulärer fand ich das, was anschließend geschah: bei der ersten Geburt hielt die Hebamme nämlich meinem Mann und mir sehr unvermittelt, aber dafür freudestrahlend einen großen blutigen Klumpen direkt vor die Nase.
„Sehen Sie, DAS ist ihre Plazenta!“ erklärte sie uns und steckte seelenruhig ihre Hand in die ehemalige Fruchtblase, um uns zu veranschaulichen, wo unser Kind seine ersten Monate verbracht hatte.
Jetzt bin ich aufgrund meiner Ausbildung und meines Berufsweges einiges gewöhnt, habe schon bei diversen OPs zugesehen, selbst Wunden versorgt und Anatomie am ehemals lebenden Modell gelernt, und habe daher keine Berührungsängste, was solche Dinge angeht. Dennoch ist mir das in diesem Moment fast etwas absurd erschienen, und wie grotesk das für meinen Mann gewesen sein muss, der was Medizin angeht ein absolutes Nackerbatzl ist, mag ich mir gar nicht vorstellen.
Nicht falsch verstehen: spannend ist es allemal. Nur wäre es gut gewesen, wenn wir darauf vorbereitet gewesen wären.
Beim zweiten Kind wollten wir beide unbedingt wieder die Plazenta sehen, und dieses Mal waren wir auch soweit darauf eingestellt, dass wir uns sogar darauf konzentrieren konnten, als die Hebamme uns erklärte, die zugegebenermaßen wirklich schöne Aderzeichnung der Plazenta wäre das Vorbild für den Lebensbaum, der zur Zeit so gerne als spirituelles Zeichen auf Wasserkaraffen & Eso-Kram prangt. Drum werde ich in Zukunft also immer an eine blutige Plazenta denken, wenn ich Wasser aus so einer Karaffe trinke. Prost Mahlzeit!

3. Beckenboden, wo bist du?

Die ersten Tage bis Wochen nach der Entbindung kann etwas passieren, was wirklich verunsichernd ist: dir scheint es eventuell als könnte dir jeden Moment ein weiteres Baby da unten rausfallen.
Grund dafür ist, dass bei vielen die Beckenbodenmuskulatur nach einer Geburt dermaßen geschwächt ist, dass man einen starken Druck nach unten verspürt, bis zu dem seltsamen Gefühl, dass sich dein Inneres quasi nach außen stülpt.
Dazu kann kommen, dass sich dein Darm und deine Blase erst wieder daran gewöhnen müssen, plötzlich wieder Platz zu haben. Bei mir hat das in den ersten Tagen nach der 2. Geburt dazu geführt, dass ich tatsächlich gar nicht gespürt habe, wenn die Blase voll war. Ich musste mich wie meinen 2-Jährigen regelmäßig ans Lulu-Gehen erinnern, damit keine peinlichen Unfälle passieren – spätestens wenn es dir ein Mal widerfährt, dass du zu spät auf die Toilette gegangen bist, und allein das Hinsetzen offenbar genug Druck auf deine Blase ausübt, dass diese sich – wohlgemerkt völlig unkontrollierbar – entleert, vergisst du das nie wieder 😉 Und nein, wir reden da nicht von einer tröpfchenweisen Inkontinenz beim Niesen oder Husten, wie sie oft noch monatelang nach einer Geburt normal sein kann, sondern davon, dass das ganze Ding ausrinnt. Und rinnt. Und rinnt. Und rinnt. Bis nix mehr da ist, und du kannst nichts dagegen machen.
Das muss nicht in dem Ausmaß passieren (nach der 1. Geburt hatte ich das z.B. gar nicht), KANN aber so sein. Am besten mit Humor nehmen, und eben die Blase gar nicht erst so voll werden lassen. Nach wenigen Tagen ist der Spuk vorbei, und die Rückbildungsgymnastik tut dann auch ihr übriges, damit der Beckenboden wieder ordentlich arbeitet.

4. Warum der Wochenfluss nicht nur fließt

Was dich etwas länger beschäftigen wird – nämlich üblicherweise 6-8 Wochen – ist der Wochenfluss. Schließlich hast du innerlich durch die Ablösung der Plazenta eine doch recht beträchtliche Wunde. Das heißt, du wirst bluten. Und im Verlauf der Heilung wird der ganze Spaß von hellrot (frisches Blut) über bräunlich bis zu gelblich-wässrig (Wundsekret) changieren. Anfangs wirst du mit riesigen Wochenbetteinlagen herumlaufen, eventuell sogar zweien auf einmal, und trotzdem wirst du unter Umständen nicht davor gefeit sein, den ein oder anderen Blutfleck zu hinterlassen.
So weit , so lästig. Das ist den meisten ja noch bekannt. Was bei mir allerdings einen kurzen Anfall von Panik verursacht hat, waren Koagel. Koa-was? Also ich hatte davor noch nie etwas davon gehört, und mich hat auch niemand darüber aufgeklärt, dass sich solche Teile beim Wochenfluss bilden können: kurz gesagt handelt es sich dabei um gestocktes Blut, das aus irgendeinem Grund nicht einfach abrinnt, sondern zu einem Klumpen gerinnt, um Tage später stückchenweise oder im Ganzen rauszukommen – und wahrscheinlich schon unzählige Frauen zu Tode erschreckt hat.
Denn diese Koagel sehen ein bisschen so aus, als würdest du ein inneres Organ gebären. Wenn ich nicht über entsprechende anatomische Kenntnisse verfügt hätte, wäre ich im ersten Wochenbett der Überzeugung gewesen, eben bahnt sich meine Leber einen Weg nach draußen. Tatsächlich haben Koagel nämlich Look und Konsistenz einer Leber – und sie können rieeeeesig sein. An manchen Stellen hört man sogar von Frauen, die von faustgroßen Koageln berichten. Also wenn du DAS nicht im Vorhinein weißt, kann dir das schon den Schock für`s Leben bescheren.
Auch das ist also normal – und muss nicht bei jeder Frau vorkommen. In Wochenbett Nr. 2 wurde ich zumindest bisher von größeren Koageln verschont. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

5. Die Sache mit der Milch

Der Grund, warum du anfangs glaubst, keine oder nicht genug Milch zu haben, ist leicht erklärt: weil es auch so ist.
Es scheint ja oft die Vorstellung vorzuherrschen, dass frau einfach nur das Kind gebären muss, und die Milch dann quasi stanta pede automatisch in den Busen schießt. Und so wird gottergeben darauf gewartet, dass die Milch endlich fließen möge, während das Baby daneben im Bettchen liegt und am Schnuller nuckelt.
Aber nö nö nö, meine Lieben, so einfach ist das nicht. Stillen bedeutet nämlich: Üben, üben, üben. Sowohl für das Baby, als auch für die Mutter, als auch für die Brüste. „Einfach so“ passiert da garnix.
Heißt im Klartext: idealerweise vom Kreißsaal an ist das Baby in den ersten Tagen mehr oder weniger permanent an deinem Körper –  und bei jedem halben Auge, das das Kind riskiert, bei jedem Mucks und jedem Rührer: anlegen! Nur so kann das kleine Zwutschki lernen, wie das mit dem Saugen geht, nur so kannst du als Mutter trainieren, wie du deinem Baby helfen kannst, und nur so kapieren die Brüste mit der Zeit, was von ihnen erwartet wird. In den ersten Tagen saugt dein Kind nämlich eigentlich nicht, um sich zu ernähren – es gibt nur die Bestellung auf 😉 Geliefert wird dann später.
Zunächst zehrt dein Baby noch vom Fruchtwasser, das es bereits im Mutterleib geschluckt hat, und von den paar Tropfen Kolostrum (Vormilch), die deine Brust wahrscheinlich schon produziert. Bis die tatsächliche Milch einschießt vergehen gut und gerne mehrere Tage. In dieser Zeit verliert dein Baby natürlich entsprechend an Gewicht – bis zu 10% des Geburtsgewichts gelten als normal und sind nicht besorgniserregend.
Bis die Milchbar eröffnet ist, heißt es also: einzuhaltende Stillabstände und ähnliche Ratschläge in den Wind schießen und permanent ran an die Brust! Und wenn das Baby grad nicht will, legt die Mutter selber Hand an und regt die Milchbildung mit speziellen Brustmassagegriffen an.

Wer nicht stillen kann oder möchte, soll sich aber bitte auch nicht stressen lassen. Keiner hat was von einem Baby, das total unglücklich am Busen der Mama brüllt, oder von einer Mutter, die vor bzw. während jedem Stillen weint. Stillen ist eine großartige Sache, wenn`s gut hinhaut, aber wir müssen dafür auch nicht zu Märtyrerinnen werden (siehe Punkt 6), wenn`s nicht so klappt wie vorgestellt. Auch Flaschenkinder sind glückliche und gesunde Kinder.

6. Aua! Schmerzen nach der Geburt

Einer der Vorteile von Fläschchennahrung: sie tut nicht weh 😉
Und einer der Nachteile vom Stillen: die Kleinen haben recht schnell einen erstaunlichen Zug drauf. Und nachdem dein Baby dir zunächst ständig am Busen hängt und wie ein Wilder saugt, damit auch gefälligst irgendwann mal was dabei für es rausspringt, ist es ziemlich wahrscheinlich, dass deine Brustwarzen in der Zwischenzeit rebellieren. Im Klartext: Stillen tut in den ersten paar Tagen scheiße weh. Dass dir die Tränen in die Augen schießen, wenn dein Baby andockt, ist also nichts ungewöhnliches. Das kann so weit gehen, dass manche Frauen sogar offene oder blutig-entzündete Brustwarzen bekommen.
Dazu kommen die Nachwehen. Ja, du hast richtig gelesen, auch NACH der Geburt kannst du noch mehrere Tage Wehen haben. Diese sind an sich sehr sinnvoll, da sie dazu dienen deine Gebärmutter wieder zusammenzuziehen. Vor allem beim Stillen werden Hormone ausgeschüttet, die diese Nachwehen auslösen. Nach der ersten Geburt habe ich diese Nachwehen nicht so stark wahrgenommen, aber jetzt bei der zweiten war ich teilweise überrascht, dass die auch ganz schön gemein sein können.
Schießt dir dann zuguterletzt die Milch ein, tun dann nicht mehr nur die Brustwarzen weh, sondern die gesamte Brust – das Lymphgewebe schwillt an und diese riesenhaften aufgeblasenen Dinger, die mal dein Busen waren, werden unglaublich druckempfindlich. Ein paar Tage heißt`s durchhalten, dann spielt sich das meist schon ein. Manche glauben zu diesem Zeitpunkt sogar, plötzlich keine Milch mehr zu haben und zufüttern zu müssen, weil die Brüste auf einmal wieder so weich sind. Tatsächlich bedeutet es nur, dass sich Angebot und Nachfrage aufeinander abgestimmt haben.

7. Der Windelinhalt

Vorausgeschickt: ja, es ist normal, wie das aussieht…
Der Windelinhalt eines Neugeborenen kann für Nichtwissende ziemlich erschreckend aussehen: von schwarzem, zähen Teer („Kindspech“) über flüssiges, sumpfgrünes Algenwasser bis zu kurkumafarbenem Frischkäse ist jede Assoziation möglich.
Also ja, es ist normal, und du musst nicht in Panik zur Kinderschwester rennen, weil du denkst dein 2 Tage altes Baby hätte bereits Durchfall und bestimmt einen ganz bösen Krankenhauskeim erwischt.

Und was hast du im Wochenbett erlebt, was du lieber im Vorhinein gewusst hättest?

Von Vätern und Müttern und Alltagssexismus

Vater mit Baby

Finde den Fehler:

Bernd, 30 und Vater einer 1-jährigen Tochter, führt ein geschäftliches Gespräch mit einem seiner Kunden. Dieser fragt im Zuge dessen interessiert: „Und wo ist die Kleine, während Sie arbeiten?“

Klaus, 34, 2 Kleinkinder zuhause, erhält beim Vorstellungsgespräch leider eine Absage: „Ich bin ganz ehrlich zu Ihnen: Kinder in DEM Alter sind ständig krank, Sie werden zu oft ausfallen – das geht bei uns einfach nicht!“

Markus, 29, ist Vater eines 10-monatigen Babys. Auf einem Fortbildungswochenende staunen seine KollegInnen nicht schlecht: „Was? Deine Frau schafft das 2 Tage ganz alleine mit dem Baby?!“

Georg, 25, trifft sich für 2 Stunden mit einem Freund im Kaffeehaus, während seine Frau mit dem 4 Monate alten Baby im Tragetuch spazieren geht. „Wow!“ sagt die Nachbarin beim Nach-Hause-Kommen, „was für eine tolle Mama!“

Sebastian, 35, Vater eines 3-jährigen Buben, fährt eine Woche auf Geschäftsreise. „Und wer kümmert sich währenddessen um das Kind?“ fragt die Tante besorgt.

Hannes, 28, trifft samstags um Mitternacht am Heimweg einen Bekannten. „Hast du nicht grade vor einem halben Jahr ein Baby bekommen? Wo ist das denn gerade?!“ fragt dieser erstaunt.

Egal, wo Wolfgang, 34 und Papa eines fast 1-jährigen Bubens, hinkommt, ob im privaten oder beruflichen Kontext, überall sind alle Leute voll des Lobes für seine Frau: „Es ist soooo cool, dass sie auch in Karenz ist!“

Und? Habt ihr den Fehler gefunden? Ist euch irgendetwas seltsam vorgekommen, irritierend, unpassend, nicht ganz kosher?!

Wenn ja, dann sollten wir uns mal fragen, warum das eigentlich so ist. Ersetzen wir die Bernds und Georgs von oben nämlich durch Claudias und Verenas, sieht die Sache schon wieder ganz anders aus. Dann sind diese Fragen und Aussagen nämlich völlig normal. Warum eigentlich?

Dass wir als Mütter permanent mit solchen Sätzen konfrontiert werden, kann ganz schön nerven. Und ich will hier nicht einseitig jammern: es sind auch die vielen großartigen Väter in Schutz zu nehmen – denn wer sagt denn, dass ein Mann sich nicht genauso engagiert um sein Kind kümmern kann wie die Mutter? Interessiert aber – v.a. im Arbeitsalltag – offenbar keinen.

Aber selbst in Beziehungen, die weitgehend gleichberechtigt ablaufen, was Kindererziehung angeht (wobei Studien sowie meine höchstpersönliche empirische Datensammlung zeigen, dass das leider meist noch Wunschdenken ist), verstehen die Männer häufig nicht warum sich ihre Frauen immer noch benachteiligt fühlen – weil sie ja „eh schon so viel tun“.

Tadaaa! Hier haben wir also einen der Gründe: junge Mütter finden sich ständig in oben genannten Situationen wieder. Niemand hinterfragt das, oft nicht einmal die Frauen selbst. Die nicken vielleicht selber auch noch begeistert, wenn ihrem Mann jemand Bewunderung zollt, weil er auch einmal das Baby wickelt, wenn Besuch da ist.

Selbst im 21. Jahrhundert, in unserer vermeintlich so aufgeklärten Gesellschaft, sitzen die Klischees und der Alltagssexismus tief in unseren Köpfen. Nicht dass es nicht eine tolle Leistung wäre, sich gut um sein Kind zu kümmern – was aber bei Männern immer noch hoch gelobt wird, wird bei Frauen als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt.

Ich wünsche mir also in Zukunft mehr dieser Szenarien:

Claudia, 33, Mutter von 4-jährigen Zwillingen, fährt eine Woche auf ein Yoga-Retreat auf Kreta. Niemand fragt nach, da völlig klar ist, dass die Kleinen beim Papa gut aufgehoben sind.

Verena, 29 und frischgebackene Mama, beginnt 8 Monate nach der Geburt wieder zu arbeiten. Niemand fragt nach, da völlig klar ist, dass der Vater nun in Karenz ist.

Mona, 35 und bisher Vollzeitmama von 2 Kindergartenkindern, bewirbt sich um eine Stelle. Niemand fragt nach, da völlig klar ist, dass sich Mutter und Vater die Betreuungszeiten aufteilen und die Arbeitsleistung der Frau dadurch genauso viel oder genauso wenig beeinträchtigt ist wie die des Mannes.

Hanna, 27, trinkt in Ruhe ihren Kaffee bei der Familienfeier, während ihr Mann dem Baby den angespiebenen Body wechselt, auswäscht und aufhängt. Niemand kommentiert es, da völlig klar ist, dass das ganz normal ist.

Oder noch besser: Hanna, 27, trinkt in Ruhe ihren Kaffee bei der Familienfeier, während ihr Mann dem Baby den angespiebenen Body wechselt, auswäscht und aufhängt. „Super, wie du das machst!“ sagen die Verwandten. Als Hanna eine halbe Stunde später die volle Windel wechselt, zollen sie ihr Anerkennung: „Großartig, wie du dich kümmerst!“

Damit wäre Barbara, 37, Mama eines 2-Jährigen und SSW 29+6, hochzufrieden 😉

Neulich am Spielplatz: Von Helikoptereltern und Supermami-Bashing ODER Warum wir aufhören sollten übereinander herzuziehen

Eltern am Spielplatz

Neulich am Spielplatz:
Während mein Zweijähriger ein paar Meter von mir entfernt versucht, allein den höchsten Kletterturm zu erklimmen, wird nebenan die mindestens vierjährige Leah-Viktoria von ihrem sehr besorgt wirkenden Vater auf die Rutsche begleitet, und – ich traue meinen Augen kaum – der etwas beleibte Papa quetscht sich anschließend tatsächlich hinter dem Töchterlein auf die Rutsche und bestreitet mit ihr gemeinsam die halsbrecherische 2 Meter lange Talfahrt, ungefähr im Tempo einer Nacktschnecke.
Während mein Kleiner mittlerweile triumphierend oben am Turm angekommen ist und vor Freude nahe am Abgrund auf und abzuhüpfen beginnt, was sogar mich dazu bewegt, mich schützend unter ihn zu stellen, höre ich ein gellendes „Um Gottes Willen, Marcel-Frederik!“ über den Platz schallen. Alarmiert blicke ich mich um, dem Tonfall zufolge muss eine kleine Katastrophe passiert sein, und tatsächlich: der kleine Marcel-Frederik hat doch anstatt der Reiscracker die Pombären entdeckt, die die Mutter für den elterlichen TV-Abend auf der Couch gekauft und offenbar nicht tief genug in der Buggytasche versteckt hat. Während Marcel-Frederik sich nun die Pombären genüßlich in den Mund stopft, steht der Mutter einerseits die Panik ins Gesicht geschrieben – die Erkenntnis: wahrscheinlich ist da ja sogar Palmöl drin! – sie sieht schon das Jugendamt vor der Tür stehen, von wegen Vergiftung und alles. Andererseits der Zwiespalt: dem Kind lieber nicht die Packung wegreißen, dieser aggressive Akt könnte es womöglich traumatisieren und maßgeblich in seiner weiteren Persönlichkeitsentwicklung hemmen.
Inzwischen verdrückt mein Sohn ein paar Weintrauben und bietet ein paar davon Leander-Lucian an, der mit ernster Miene erklärt, sowas esse er nicht, da wäre ja urviel Zucker drin und das sei seeeehr ungesund. Aus den Augenwinkeln beobachte ich Leander-Lucians Mama, die so tut als würde sie in ihrem Ratgeber über selbstbestimmtes Schlafen bei Kindern schmökern, in Wirklichkeit aber genau zugehört hat und zufrieden vor sich hinlächelt.
Während Ruben-Benjamins Mutter ihrem barfüßigen Sohn mit den Socken in der Hand wild-fuchtelnd nachrennt (es hat übrigens 25 Grad im Schatten), Maja-Edeltrauts Oma hektisch mit Feuchttüchern über das gesamte Gesicht des brüllenden Babyenkels wischt, als würde jederzeit einsetzende Krätze drohen, und der Vater von Jona-Friedrich dem 3-Jährigen mit geduldiger Stimme lang und breit erklärt, warum er dienstags besser zum rhytmischen Bodenturnen anstatt zur Kreativ-AG gehen sollte, sitzt mein kleiner Rabauke selbstvergessen in der Sandkiste, überschüttet sich mit Gatsch und ich frage mich, ob ich nicht ganz schnell mit ihm hier weg sollte, bevor hier noch jemand guten Einfluss auf mein Kind nehmen könnte oder  noch schlimmer: mich in ein Gespräch über die ergonomisch korrekte Einstellung des Sitzwinkels im Bugaboo, kindgerechte Aufbereitung von Nachrichten oder die unterschätzte Gefahr von der Schaukelaufhängung herabfallender Metallspäne verwickelt, die sich durch die Reibung lösen, ins Auge des schaukelnden Kindes fallen und dort eine böse Entzündung mit folgendem Hirnschlag auslösen könnten.

Oh, ich sehe sie schon vor mir, diejenigen, die jetzt herzhaft lachend und zustimmend nickend vor ihren Bildschirmen sitzen, beinahe geifernd, über ihre Tastatur gebückt darauf lauernd, endlich ihren Kommentar abgeben zu können: die Mamas der Ronja-Lieselottes, die der Meinung sind, es wäre keine echte Kindheit, hätte man sich nicht mindestens einmal einen komplizierten Unterarmbruch zugezogen, wegen dem man die ganzen Sommerferien über nicht ins Freibad gehen durfte. Carl-Uwes Papa, der romantisch-verklärt in Erinnerungen darüber schwelgt, wie er als kleiner Stöpsel völlig unbeaufsichtigt mit einer Gruppe anderer 10-Jähriger ganze Flüsse durchschwommen hat – quasi Mutprobe. Kilometerweit hätte es ihn abgetrieben, und er musste alles wieder zu Fuß nach Hause gehen, haha, DAS war halt noch Freiheit.
Shayenne-Deborahs Mutter scheint geradezu stolz darauf zu sein, es geschafft zu haben, dass das Töchterchen sich hauptsächlich von Fischstäbchen und sauren Apfelringen ernährt, im Gegensatz zu diesen tofuverrückten Gesundheitsapostelmütter mit ihren Kia-Tschia-Dingsbumssamenpuddings.
Da wird darüber schwadroniert, was Kinder früher alles durften, warum damals sowieso alles besser war, wie furchtbar diese Helikoptereltern heutzutage wären, und außerdem wird gerne und oft der Lieblingssatz strapaziert: Wir leben ja schließlich auch noch. Oder nicht?!?

Oh ja, richtig: WIR haben tatsächlich unsere Kindheit überlebt. Sonst könnten wir hier ja nicht so fleißig klugscheißen. Die, die vielleicht wirklich als Kind in einer kniehohen Pfütze ertrunken sind, sich an Listerien in Rohmilch vergiftet haben oder sich beim unglücklichen Sturz vom Baum das Genick gebrochen haben, haben dieses Privileg nämlich nicht mehr. Die kleine Katharina, die nach dem Verzehr des Nusskuchens bei ihrer Tante erstickt ist, da die liebe Verwandte dachte man müsse das mit den Allergien ja nicht so dramatisieren, kann heute als Erwachsene nicht kichernd darüber mitdiskutieren, wie lächerlich es ist, dass heutzutage kaum ein Kindergeburtstag ohne genauester Anweisungen bezüglich erlaubter Lebensmittel durch ach-so-anstrengende Eltern auskommt.
Und so dramatisch muss es ja auch gar nicht ausgehen: spätestens, wenn bei besagtem Kindergeburtstag der schwarzgelockte Nepomuk-Valentin über Bauchkrämpfe klagt und kurz darauf mit plötzlich einsetzendem Durchfall auf dem neu verlegten Teppichboden sitzt, gleichzeitig die sonst so niedliche Lara-Sophie im Zuckerschock die halbe Wohnung demoliert und der kleine Wendelin das Grillwürstl in die Blumentöpfe speibt, während der Gastvater bereits mit 2 Wildfängen in der Unfallambulanz sitzt, weil diese ohne zu zögern oder jegliche Gefahreneinschätzung  von der Gartenmauer gesprungen und im angrenzenden Stacheldraht gelandet sind, ja spätestens dann schwant es den superentspannten, „lasst-den-Kindern-doch-ihre-Kindheit“-predigenden Gasteltern so langsam, dass die Warnungen der angeblichen Helikoptereltern vielleicht doch nicht nur deren verqueren Spinnereien waren. Sondern dass Nepomuk-Valentin offenbar TATSÄCHLICH eine Glutenunverträglichkeit hat, Lara-Sophies Eltern ihr aus gutem Grund keinen Zucker erlauben, Wendelin, der entweder gar kein Fleisch oder höchstens das frische Bio-Fleisch vom Bauernhof des Vertrauens essen darf, extrem auf Glutamat in verarbeitetem Fleisch reagiert, und ADHS eventuell doch existiert.

Das haltet ihr jetzt für übertrieben? Auch nicht übertriebener als die Szenarien im ersten Absatz…
Warum ich hier den Spieß umgedreht habe, obwohl ich mich selber eher zu den „entspannten“ Müttern zähle, die einem explorierfreudigen 2-Jährigen nicht auf Schritt und Tritt folgen und neben frisch geschroteten Buchweizenflocken auch mal ohne schlechtes Gewissen ein Danyplussahne kredenzen?
Weil ich nur daran erinnern wollte, wie leicht es ist, über andere herzuziehen. Ja, tatsächlich kann das richtig Spaß machen, es befriedigt unsere niedrigsten Triebe, und ich gebe es zu: auch ich hatte diebische Freude am Verfassen beider (!) Textteile.

Es ist ein Leichtes, beide Positionen extrem darzustellen. Aber letztendlich ist es doch so: genausowenig wie ein Fleischliebhaber von einem roh-vegan-lebenden Mitmenschen missioniert oder angegriffen werden möchte, ist es umgekehrt nicht okay auf selbigen Roh-Veganer loszugehen, indem man sich über ihn lustig macht. Vor allem dann, wenn ich diese Person und deren Beweggründe nicht oder zumindest nicht gut genug kenne.
Und wenn mich die Eltern von Jeremiah-Maximilian darum bitten, dem Kind bei seinem Besuch kein Obst zu geben, brauche ich das weder zu kommentieren noch zu bewerten, sondern halte mich einfach aus Respekt daran. Genauso, wie ich einem Vegetarier, der zum Grillfest kommt, nicht absichtlich ein blutiges Steak auf den Teller knalle, dem gläubigen Muslim kein in Schweineschmalz gebratenes Gemüse reiche oder jemandem, der mir erzählt hat er möge keine Tomaten, den Caprese-Salat vorsetze, nur weil ich seine Abneigung gegen Tomaten dämlich finde. Das gebietet mir doch schlicht und einfach der menschliche Anstand.

Und wenn Eltern, die selbst als Kinder schlechte Zähne hatten und die schlimme Erinnerungen an frühe Zahnarztbesuche quälen, das ihrem Kind gerne ersparen möchten und ihm daher auch mit 3 Jahren noch keinen Zucker geben – wenn ein Vater, dessen Bruder als Kleinkind durch die Windschutzscheibe geknallt ist, auf den Reboarder besteht und sich weigert, auch nur für 2 Kilometer ohne passenden Autositz mit seinem Kind in ein Auto zu steigen – wenn eine Mutter, die selbst als Kind  unter ständigen Bauchschmerzen gelitten hat, erfährt dass ihr Sohn ihre Laktoseintoleranz geerbt hat und sie ihn daher laktosefrei ernährt – dann, ja dann haben andere Menschen, die das anders halten, doch bitteschön ihren frechen Mund dazu zu halten.

Ja, man kann eine Meinung zu all dem haben, und ja, man kann dieses und jenes übertrieben finden, und ja, es darf auch mal überspitzt und lustig dargestellt werden – mir selbst wird ja nach meinem Blogartikel über Mama-Gruppen auf FB eine scharfe Zunge nachgesagt… aber auch damals ist mir bereits unangenehm aufgefallen, wie schnell in diversen Kommentaren der an sich in vielen Punkten auch selbstironisch gemeinte Artikel von anderen als Sprungbrett für hämisches Elternbashing missbraucht wurde. Und das hat dann schon nichts mehr mit humoristischer Aufarbeitung zu tun, sondern ist schlichtweg verletzendes Übereinanderherziehen. Also: auch wenn es manchmal noch so verlockend wäre, andere ins Lächerliche zu ziehen – vielleicht sollten wir mal vorher über uns selber nachdenken. Denn auch wir haben bestimmt genügend Verhaltensweisen und Eigenheiten, über die sich andere lustig machen könnten.
Ich z.B. hab so die komische Angewohnheit,… ach nein, ich verrat`s jetzt nicht – sonst sagt noch wer was Blödes 😉

Vergiss „perfekt“! Die Entstehungsgeschichte eines komplett instagram-untauglichen Bärlauchpestos

Bärlauchpesto selbstgemacht

Ha! Nehmt dies, ihr InstagrammerInnen! Ganz ohne Filter, hübsche Mascherl, gehandletterte Etiketten, Retro-Blümchen-Stoffhauberl und sonstigen Deko-Firlefanz. SO sieht es nämlich tatsächlich aus, wenn eine Working Mum Bärlauchpesto macht.

Ok, das will jetzt wahrscheinlich keiner auf einem Blog, Instagram oder Facebook sehen. Sondern eher, dass ich den Bärlauch während eines pädogogisch wertvollen Spaziergangs durch einen naturbelassenen Wald weit weg von Autoverkehr und Hundelulu gesammelt habe. Dass mein knapp Zweijähriger noch als Opa seinen Enkerln von den dort erlebten wundervollen Naturerlebnissen erzählen wird, von selbstgebastelten Blumenkränzen über das Beobachten herumtollender, vom Frühlingsduft trunkener junger Rehe bis zum wahnsinnig spirituellen Gefühl des Umarmens eines frisch knospenden Baumes.

Mein Kind sollte dabei am besten aussehen wie direkt Astrid Lindgren`s Bullerbü aus den 50-ern entsprungen, schirmkappenbemützt, mit Lederhosenträgern und einer wollenen Knickerbocker behost, und selbstverständlich einem hübschen Weidenkörbchen am Arm.
Ich selbst im fesch-legeren Freizeitstyle, schwärmerisch gen Himmel blickend, die Lippen in 540 ravishing rouge, und die frisch lackierten Fingernägel wie zufällig irgendwo am Bildrand platziert, um einen hübschen Farbkontrast zu dem betont lässig über die Schulter geworfenen Jopperl aus Birkenrindenleder zu schaffen, durch und durch cruelty-free. Die Stoffpatscherl blitzsauber, und die Pausbackerl gesund gerötet von der guten Luft.

Am besten dann noch schnell der Kleider entledigt und mich so lange verrenkt, bis ich ein Foto meiner postpartalen Bikinibridge (haha) ins Netz stellen kann. Die chilligen 18 Grad sieht dann ja keiner. Bräunungsaktivator und Straffungscreme geschickt im Bild drapiert, denn immerhin soll ich ja auch noch in eigener Sache influencen. (Ist das jetzt Anti-Influencen?! Ich weiß es nicht…)

Anschließend einträchtige Pestozubereitung in der pastellfarbenen Retroküche, lachende Kinderaugen, begeistertes Rühren mit dem Holzlöffel und die obligatorischen Bärlauchpastentupfer auf dem heiteren Kindernäschen. Liebevolles Einfüllen und Dekorieren der fertigen Gläschen und dann noch eben schnell ein Foto von dem ganzen Glück online gestellt! Hach, diese Idylle.

Wie es tatsächlich war? Kind nach dem Kindergarten bei Nieselregen in den städtischen Park um die Ecke geschleift. Bärlauch gepflückt, ohne mich bei jedem Ausreißen eines Blattes zuvor bei der Natur für ihre gütigen Gaben zu bedanken. Kind hat Grashalme und Blatterl abgerupft und mit ins Bärlauchsackerl geschmissen, damit ich mir nachher leichter beim Aussortieren tu`.

Letzteres war übrigens eher so im Slackerstyle: Trainingshose mit hohem Polyesteranteil, geschenkt bekommen von der uralten Nachbarin, schirch wie die Nacht (also die Hose, nicht die Nachbarin). Die wirklich sehr nette Dame beglückt uns nämlich vorzugsweise mit knisternden Billigsdorfersocken, in ihren Augen sicherlich wahnsinnig schönen rosa Plastik-Rüschendeckerln und undefinierbaren abgepackten Cremewafferln, erstanden entweder im türkischen Diskonter oder als Bazar-Schnäppchen vom letzten Heimurlaub mitgebracht.
Und da Mama manchmal einfach nicht den Nerv hat neben Arbeit, Zugspielen, Kochen, Aufräumen, und so weiter und so weiter, auch noch Wäsche zu waschen, wird immer mal wieder dankbar auf die edlen Polyesterspenden zurückgegriffen.

Ich selbst sah übrigens nicht einen Deut besser aus, denn stellt euch vor, ich hab mich nicht extra gekämmt, gestriegelt und herausgeputzt, sondern die alte abgenudelte Fleecejacke übergeworfen und beschlossen dass „schnell zusammenbinden“ auch eine Frisur ist.

Am Heimweg ein vor Industriezucker strotzendes, nicht-veganes Eis gegessen.
Nicht dass ich dann nicht eh ein bisserl ein schlechtes Gewissen hätte. Von wegen ungesunder Ernährung natürlich in erster Linie, und dann noch der vermaledeite Plastik-Wegwerflöffel, kruzifix. Aber ganz ehrlich: auch als bio-affine, plastikvermeidende, frisch kochende vermeintliche Supermami bin ich nicht perfekt und hab auch wenig Lust dazu mich so zu inszenieren. Denn verdammt: manchmal will ich mich einfach entspannt mit meinem Kleinkind auf eine Parkbank setzen, ein Eis aus einem depperten Becher essen und diesen dann samt dem Sch… Löffel in die nächste Tonne hauen. Und später gibt`s dann noch ohne schlechtes Gewissen ein Weißmehl-Kipferl, wohlgemerkt mit den vom Eis klebrigen Fingern, die inzwischen schön an Hauswänden entlanggestreift sind. Seufz. Wird schon gut für`s Immunsystem sein, gell.

Was soll ich sagen. So war`s eben und mehr ist nicht dahinter.
Achso, ja: das Pesto hab ich dann auch noch gemacht. Irgendwann noch schnell um 22 Uhr, als das Kind im Bett war. Und dann sieht das eben so aus und nicht anders: in x-beliebige Gläser abgefüllt und im Kühlschrank verstaut, direkt unter der Whiskeyflasche 😛

3 Upcycling Ideen – Stoffreste sinnvoll verwerten!

Upcycling: Kaminanzünder selber machen aus StoffrestenDIY: Gemüse bleibt frisch in diesen selbstgemachten Beuteln aus StoffrestenDIY- Wachstücher aus Stoffresten selber machen

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Kaminanzünder selber machen

Stoffreste in Streifen schneiden, in flüssiges Wachs tauchen und zu einem Knäuel wickeln – diese Ofenanzünder brennen lichterloh und langanhaltend, besser als die gekauften! Doppelt schön: wir brauchen kein Zeitungspapier mehr zum Anheizen.

DIY Kaminanzünder

So bleibt Gemüse länger frisch

Aus alten Frotteehandtüchern kann man easy Frischhaltebeutel für Gemüse nähen.
Ich habe dafür die Biobaumwolltücher verwendet, in denen unsere Kosmetik-Glasflakons zum Versand gepackt werden – sie haben die perfekte Größe, d.h. in dem Fall musste ich nichts mehr zuschneiden.

Einfach 2 Teile Stoff in der gewünschten Größe vorbereiten, für das Sicht- und Belüftungsfenster einen Kreis ausschneiden und ein altes Spitzentuch oder ein Obstnetz einnähen und die beiden Teile zusammennähen. Optional einen (Druck-)Knopf zum Verschließen anbringen.
Darin gelagert bleibt das Gemüse im Kühlschrank trocken, knackig und länger frisch!
Für Gemüse, das feucht gelagert gehört (wie z.B. Spargel), einfach das Sackerl anfeuchten.

DIY Beutel für Gemüse aus Stoffresten

Wachstücher selber machen

Mittlerweile ein Klassiker auf allen DIY-Socialmedia-Kanälen: Wachstücher statt Alu- oder Frischhaltefolie lassen sich ganz einfach selber machen, und so findet ihr noch wunderbar Verwendung für alte Baumwollstoffreste. V.a. die kleinen Wachstücher könnt ihr gut verwenden um Joghurtbecher oder angeschnittene Gurken abzudecken. Kommt auch gut an als Mitbringsel und kleines Geschenk!
In diesem Fall habe ich 9 Teile Bienenwachs mit 1 Teil Sheabutter in einem alten Campinggeschirr geschmolzen (Backofen auf ca. 80° erhitzen), die zugeschnittenen Stoffreste eingetaucht und trocknen lassen. Fertig! Da das Wachs den Stoff quasi „versiegelt“, müssen die Ränder nicht vernäht werden.

Stoffreste verwerten - Wachstücher selber machen

So verwertest du Reste von Keksen und Weihnachtsplätzchen

Kekse verwerten - Restlguglhupf

Kennt ihr das? Weihnachten ist schon längst vorbei, der 6. Jänner naht – aber die Kekserldosen sind immer noch gut gefüllt?
Ich weiß ja nicht wie`s euch geht, aber nach 4 Wochen exzessiver Weihnachtskeksschlemmerei kann ich sie nimmer sehen, da mag der Linzer noch so verführerisch aus seinen Augerln blinzeln, die Vanille noch so duftend daherkipferln und das Kokos mich noch so herzhaft busseln.

Daher hab ich mich heuer etwas umgehört, was andere Leut` so mit ihrem Überschuß an Linzeraugen, Vanillekipferln, Kokosbusserln & Co. anstellen, und mit am besten hat mir die Idee gefallen, aus den letzen Keksen Kuchen zu backen. Daher hab ich mich von mehreren Rezepten zu diesem Guglhupf inspirieren lassen – und er ist richtig gut geworden! Ihr könnt dafür wahrscheinlich so ziemlich jede Keksart verwursten..äh verkuchen – ich persönlich hab 300g Honiglebkuchen und 200g Vanillekipferl verwendet.

Backofen auf 180° vorheizen.
10 Medjoul-Datteln pürieren und mit 4 Eiern mind. 2 Minuten mit dem Mixer verrühren. 1/4 l Milch, 100 g Weizenmehl und ein Päckchen Backpulver unterrühren. 300g Lebkuchen und 200g Vanillekipferl in der Küchenmaschine reiben, dann unter die Masse heben. Eine Guglhupfform buttern, die Masse einfüllen und 40 Min. backen (Garprobe machen!).

Kuchen leicht abkühlen lassen, währenddessen 150 g Nuss-Nougat im Wasserbad schmelzen. Den Guglhupf auf ein Kuchengitter stürzen, mit der Nuss-Nougat-Masse bestreichen und mit Haselnusskrokant verzieren.

Ich hoffe es schmeckt ❤

Was macht ihr aus euren Keksresten? Trifle? Punschkrapferl? Vanillekipferlparfait? Her mit euren Rezepten! Spätestens nächstes Jahr brauch ich sie dann 😉